Tarifservice Tarifverhandlungen Presse Erste Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im Nahverkehr Schleswig-Holstein ergebnislos

Erste Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im Nahverkehr Schleswig-Holstein ergebnislos

22. Januar 2024 - Kiel

ver.di lehnt Angebot der Arbeitgeberseite ab!

Nach mehrstündigen Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Nahverkehr wurden die Verhandlungen auf den 7. Februar 2024 vertagt. Zuvor hatte ver.di das Angebot der Arbeitgeberseite abgelehnt.

Am heutigen 22. Januar 2024 fand die erste Verhandlungsrunde zu den Regelungen des Manteltarifvertrages für die Beschäftigten in Nahverkehr Schleswig-Holstein statt. Bei den Verhandlungen in Kiel ging es um die Rahmenbedingungen der Beschäftigten im öffentlichen Personennahverkehr. Die Arbeitgeberseite wurde vertreten durch die 4 großen Nahverkehrsunternehmen aus Flensburg, Kiel, Neumünster und Lübeck. Die durch ver.di im Vorfeld gestellte Forderung beinhaltete, neben einer Verkürzung der Schichtzeiten und der Gleichstellung von Samstagsarbeit mit Sonntagsarbeit, im Wesentlichen eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit von 39 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich.

„Eine derartige Reduzierung der Arbeitszeit ist kontraproduktiv und in der Praxis nicht umsetzbar“, so der stellvertretende Vorsitzende des Fachausschusses für die Nahverkehrsbetriebe des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Schleswig-Holstein, Andreas Schulz von der Kieler Verkehrsgesellschaft mbH. „In Zeiten des Facharbeitermangels ist es in der Praxis nicht umsetzbar, die Arbeitszeiten zu reduzieren“, so Schulz. „Trotz intensiver Ausbildungsbemühungen besteht schon ein Personaldefizit von 9%. Daneben soll im Zuge der Verkehrswende das Leistungsangebot weiter ausgebaut werden, was einen zusätzlichen Personalbedarf von 15% ausmacht. Allein für Schleswig-Holstein würden ad hoc rund 300 neue Fahrpersonale benötigt werden. Diese seien auf dem Arbeitsmarkt nicht verfügbar“, so Schulz weiter. „Alleine schon die Mobilitätswende, hin zu kostenintensiven strombetriebenen Fahrzeugen, belasten die Haushalte der Nahverkehrsunternehmen stark. Diese Situation trifft auf eine angespannte Haushaltslage bei den Städten und Kommunen. Die Forderung von ver.di macht die Verkehrswende unmöglich“, resümiert Schulz.

„Um die Tätigkeit im Bereich des öffentlichen Nachverkehrs für die Beschäftigten attraktiv zu gestalten, haben wir ver.di ein Maßnahmenpaket angeboten, mit dem die Arbeitgeberseite schon weit über das wirtschaftlich vertretbare Maß hinausgegangen ist. Neben einer deutlichen Verbesserung der Eingruppierung für Fährführer wurde eine finanziell attraktive Gestaltung der Arbeitszeit der Beschäftigten mit deutlich besserer Vergütung angeboten“, so Jan Jacobsen, Verbandsgeschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Schleswig-Holstein. Andreas Schulz ergänzt: „Durch das Angebot wird beiden Seiten Rechnung getragen. Die Arbeitgeber können das Leistungsangebot im Nahverkehr aufrechterhalten und die Beschäftigten haben ein spürbar höheres Einkommen. Neben einer Reduzierung der Schichtlänge wurde auch die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie angeboten. Hier kommen wir dem vielfach geäußerten Wunsch der Beschäftigten nach, wie in anderen Wirtschaftszweigen auch, diese steuer- und sozialversicherungsfreie Zahlung kurzfristig zu erhalten“.

Das Angebot der Arbeitgeberseite wurde durch die ver.di Verhandlungskommission ohne Begründung abgelehnt. Dieser Umstand ist laut Jacobsen ausgesprochen bedauerlich, da die Beschäftigten im Nahverkehr so schnell in den Genuss der tarifvertraglichen Vorteile gekommen wären.

Die nächste Verhandlungsrunde findet am 7. Februar 2024 in Lübeck statt.

Pressekontakt: Jan Jacobsen, Verbandsgeschäftsführer KAV SH
Telefon: (0431) 579 22 0, E-Mail: geschaeftsfuehrung@kavsh.de